Von Donnerstag (22.06.2006) bis Sonntag (25.06.) war der Baldeneysee in Essen der Nabel des deutschen Rudersportes. Die Jahrgänge U 23, U 19 und U 17 ruderten hier an vier Tagen ihre Meister aus. In der Altersklasse U23 ging es zusätzlich um die Nominierung für die Weltmeisterschaft in Hazewinkel (Belgien). Alle rennsporttreibenden Rudervereiene Deutschlands waren somit mit insgesamt 1.500 Athleten auf der gestauten Ruhr vertreten.
Während die Aktiven am Donnerstag und Freitag noch mit Gegenwind und Wellen am Start zu kämpfen hatten, zeigte sich der Baldeneysee am Samstag und Sonntag von seiner besten Seite und bot ideale Ruderbedingungen.

Unter den mehreren dutzend vergebenen Medaillen, die sich über mehrere Bootsklassen verteilen, kommt den olympischen Bootsklassen stets eine besondere Aufmerksamkeit zu, was sich in diesen Rennen nicht zuletzt auch in besonders starker Konkurrenz bemerkbar macht.
Wie geplant war auch der baden-württembergische Kaderathlet Franz Gravenhorst (20, Karlsruher Rheinklub Alemannia) aus Au am Rhein bei diesem Wettkampf vertreten. Der Karlsruher Elektrotechnik-Student ging mit seinem Konstanzer Ruder-Partner Ingo Voigt (20, Ruderverein Neptun Konstanz) in der olympischen Bootsklasse "Leichtgewichts-Männerdoppelzweier" (das "doppel" bedeutet, dass bei diesem Boot jeder Ruderer zwei Ruder in den Händen hält) an den Start.
In vorbereitenden Wettkämpfen und Leistungsvergleichen hatten sich bislang meist drei Boote als annähernd gleich stark herausgestellt (darunter die amtierenden Meister vom Vorjahr, eine Hamburger und die o.g. Karlsruher Kombination). Entsprechend spannend gestaltete sich der Rennverlauf des Finalrennens am Samstag.
Pünktlich um 12:06 Uhr ertönte dann schließlich das Startsignal und die Startampel sprang auf grün. Zunächst konnten sich die beiden Hauptkonkurrenten vom Karlsruher Boot leicht absetzen. Schon nach Streckenhälfte (1000m) musste das bis dato führende Boot aus Hamburg dem offenbar zu schnellen Anfangstempo Tribut zollen und fiel auf Platz Drei zurück. Der Kampf um Gold und Silber wurde hingegen tatsächlich erst auf Ziellinie entschieden: Durch einen atemberaubenden Endspurt gelang es dem Boot aus Karlsruhe/Konstanz sich an den Vorjahressiegern aus Koblenz/Crefeld vorbeizuschieben.
"An alles, was nach der ersten Streckenhälfte geschah, kann ich mich nur wie im Traum erinnern", versucht Gravenhorst das Rennen zu rekonstruieren, "irgendwann spürt man nichts mehr, man rudert nur noch".
Mit dem Sieg sicherten sich Gravenhorst und Voigt nicht nur die Goldmedaille, sondern auch die Nominierung für die U23-WM: Die beiden werden als Teil der deutschen Delegation ihre Bootsklasse (Leichtgewichts-Doppelzweier) vom 19.07. bis 23.07.2006 in Hazewinkel (Belgien), dem diesjährigen Austragungsort der U23-WM, vertreten.

Ab Freitag werden sie sich drei Wochen lang im Ratzeburger Bundesstützpunkt zur WM-Vorbereitung aufhalten, "dort werden wir dem Boot den letzten Schliff geben. Von dort geht's dann gleich anschließend zur WM", freut sich Trainer Ralf Kockel.
Klaus-D. Günther, baden-württembergischer Landestrainer, der den beiden bei den vergangenen Trainingsmaßnahmen am Landesleistungszentrum in Breisach stets zur Seite stand, freute sich ebenfalls über die Leistung seiner baden-württembergischen "Zöglinge" und wünscht "Viel Glück" in Belgien.

In einem zweiten Rennen stiegen Voigt und Gravenhorst mit den Zweitplatzierten (aus Koblenz/Crefeld) in ein gemeinsames Boot und gingen im Leichtgewichts-Doppelvierer an den Start. Nach etwas Startproblemen kamen die vier recht gut ins Rennen und konnten sich letztlich auf einen klaren zweiten Platz vorarbeiten. "Das ist zwar etwas ärgerlich, da wir unseren Doppelzweier-Konkurrenten durch einen gemeinsamen Sieg womöglich auch noch zu einer verdienten WM-Nominierung verholfen hätten. Aber angesichts der Tatsache, dass wir vier vor dieser Meisterschaft noch nie zusammen im Boot saßen und das Doppelzweier-Finale auch erst wenige Stunden her ist, war in diesem Rennen letztlich einfach nicht mehr drin als Silber.", resümiert Gravenhorst.
Die Karlsruher Trainer Axel Schnur und Dirk Schwaderer waren ebenfalls hoch zufrieden und in ihren Erwartungen voll bestätigt.

Parallel zur U23-Meisterschaft wurde in Essen auch die U19-Jahrgangsmeisterschaft ausgetragen. Hier ging der "Alemanne" Vitaly Becker im Einer an den Start. Leider konnte er seine überraschende Leistung vom vergangenen Jahr jedoch nicht wiederholen und verpasste die Qualifikation für das Finale.

Fotos von Dirk Schwaderer, Günter Beck (LRVBW) und Ralf Kockel:

Highlights:

	Helmut Griep (Vorsitzender des Deutschen Ruderverbands) überreicht Ingo Voigt (rechts) und Franz Gravenhorst (links) die Goldmedaillen		v.l.n.r.: Axel Schnur (Trainer Karlsruhe), Franz Gravenhorst, Ingo Voigt, Ralf Kockel (Trainer Konstanz), Klaus-D. Günther (Landestrainer Baden-Württemberg)
	Alle Platzierten des Doppelzweier-Rennens: Gold (mitte) ging an Karlsruhe/Konstanz, Silber (rechts) an Koblenz/Crefeld, Bronze (links) an Hamburg		Goldmedaillen für Franz Gravenhorst (links) und Ingo Voigt (rechts)
	Die siegreiche Mannschaft des Doppelzweiers (Voigt und Gravenhorst, mitte) bildete zusammen mit den zweitplatzierten (Anspach und Schregel, außen) in einem weiteren Rennen einen Doppelvierer		Silbermedaillengewinner im Doppelvierer: v.l.n.r.: Kai Anspach (Koblenz), Franz Gravenhorst (Karlsruhe), Ingo Voigt (Konstanz), Christoph Schregel (Crefeld)

Alle Fotos:

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