Vom Emsland über Ostfriesland quasi bis auf die Nordsee führte uns diese grandiose Wanderfahrt in diesem Sommer vom 1. bis 11. August 2025!
Unterwegs waren 13 Personen, für 11 Tage bzw. 6 Wanderrudertage, mit 10 Zelten, verteilt auf 3 Boote, mit 1 Wasserkocher, abschnittsweise ½ Liter Vinaigrette, um ca. 27 Robben zu sehen, um 1 Regatta, 1 Wattfahrt, 305 bzw. 332 Ruderkilometer, 9 Flüsse und 1280 Autokilometer hinter sich zu lassen!
Die Wanderfahrt…
Die zweitägige Anreise ließ die Vorfreude auf das Rudern so richtig ins Unermessliche wachsen und war hinsichtlich des doch sehr wechselhaften Wetters ziemlich gut terminiert.
Nach einer Übernachtung im Ruderverein in Hann. Münden erreichten wir den Startpunkt Herzlake an der Hase im tiefsten Emsland. Von dort aus rückte am Samstag eine 3er Mannschaft mit Fahrzeugen und Bootsanhänger aus an den Zielort Nordenham, um die Fahrzeuge dort für unsere Rückreise bereitzustellen. Der Rest der Teilnehmer*innen verbrachte zum Aufwärmen der Gruppendynamik einen unvergesslichen Tag in Herzlake, wo man sich an Garagenflohmärkten, diversen Regenschauern, ausgedehnten Aufenthalten im Cafe, sowie nahezu unzähligen Besuchen im Edeka erfreuen konnte. Die Ausgereisten kehrten pünktlich zum Abendessen nach Bahn-/Bus- und Taxifahrt von ihrer Rundtour zurück – wir waren ruderbereit!
Am Sonntag ging es los, über die Flüsse und Kanäle Hase, Dortmund-Ems-Kanal, Ems, Leda, Jümme, Soeste, Elisabethfehn-Kanal, Küstenkanal, Hunte, Weser, von Herzlake, nach Meppen, Walchum, Leer, Barßel, Oldenburg nach Nordenham – und von dort aus weiter aufs Watt!

In Abhängigkeit der Schleusenzeiten und des Tidenkalenders durften wir uns meist zu ziemlich humaner Zeit für einen Ruderstart um 8 oder 9 Uhr von unseren Isomatten erheben, und uns als erstes mit dem zumeist von Jutta zubereiteten Kaffee aufs Rudern vorbereiten.
So auch am ersten Tag, den wir auf der Hase verbrachten, die so schön ruhig und friedlich und in ihrem renaturierten Abschnitt so schön kurvig und dschungelähnlich verläuft. Den mit Blick auf die Windmühle schön gelegenen Ruderverein in Meppen erreichten wir nach ca. 45 Ruderkilometern trotzdem gerne und verbrachten den Abend sogar noch mit Eisessen 🙂
Jeden Morgen nach dem Aufstehen wurden wir pünktlich von Frédéric mit der tagesaktuellen Bootseinteilung versorgt, sodass wir auf ausgewogene Mannschaften zählen konnten. Dass eine Vielzahl an erfahrenen Obleuten dabei war, erleichterte die Sache und jede/r verbrachte zur Abwechslung mal mit „neuen“ Leuten einen Bootstag.
Vor/nach/während des Frühstücks wurden allmorgendlich die sympathischen bootszugehörigen Hügel an Gepäck und Allerlei getürmt, um diese dann mit zunehmender Routine auf die Boote zu verteilen. Die Meinungen, ob alle Gepäckstücke festgezurrt werden sollte oder nicht, gehen dabei auseinander. Doch erstaunlich, was alles in die Boote passt, und man kann behaupten, dass es uns – natürlich unter Berücksichtigung des Packmaßes einer „Mehrtageswanderung“ – an nichts gefehlt hat.

Uhrzeittechnische Ausnahmen gab es natürlich, vor allem das Wiedersehen mit dem Roll-/Steuersitz um 5.30 Uhr bei romantischem Sonnenaufgang in Oldenburg war etwas Besonderes. Aber da war man ja schon 5 Tage unterwegs gewesen und somit an alles gewöhnt. Wir erreichten die morgendliche Schleuse natürlich rechtzeitig und auch die weiteren schleusen- und tideabhängigen Start- und Pausenzeiten sind gelungen. So kann man um 4 Uhr aufstehen, um 3 Stunden zu rudern und dann 6 Stunden am Strand an der Weser zu verbringen, um dann nochmal 2-3 Stunden zu rudern, um rechtzeitig vor 18 Uhr in Nordenham zu sein, bevor der Steg des Rudervereins trockenfällt und für uns unerreichbar würde.
Die Strandpause in Oberhammelwarden (ja, es heißt wirklich so) war alles andere als lange Wartezeit. Zuerst war es schon spannend gewesen, mit ablaufendem Wasser zu rudern, bis man sich irgendwann besser ins Zeug legte, um noch einigermaßen voranzukommen. Am Pausenziel gab es Erholungsprogramm: z.B. Eiskaffee im „Strandcafe“ – illegalerweise schuhlos bzw. mit einem (einzigen) Wechselpaar – und natürlich der Besuch von Julias Eltern, die uns mit einem ganzen Picknick mit Butterkuchen, Frikadellen, Baguette, Käse, Trauben und Kaffee versorgten! Großartig, und vielen Dank nochmal! Das Picknick und die Boote retteten wir dabei mehrfach vor dem auflaufenden Wasser auf die nächsthöhere Düne, das Wasser kam unerwartet schnell und stieg ebenso unerwartet hoch!
Auch der vierte Rudertag mit den ca. 50 Ruderkilometern auf dem Elisabethfehnkanal und dem laaaangen geraaaaden Küstenkanal, den 4 Schleusen und tiefen Brücken, ist besonders hervorzuheben. Die Brücken und Schleusen sorgten am gemütlichen Elisabethfehnkanal bei manch einem/r für Elfsteden-Feeling. Dort folgte eine kleine Schleuse auf die andere, sodass der Schleusenwärter uns begleitete, um eine nach der anderen für uns zu öffnen. Eine längere Schleusenzeit durften wir mit dem Besuch im Moor- und Fehnmuseum verbringen. Der Besuch fiel leider zu kurz aus, schon ging die Schleusenreise weiter und wir bedauerten, längst nicht alles gesehen zu haben.
Den Ruderverein in Barßel erreichten wir nach einer glimpflich verlaufenen Kollision am Ufer in unerwarteter, starker Strömung schon zur Mittagszeit; die anderen Rudertage endeten immer am späten Nachmittag oder frühen Abend; im Schnitt legten wir täglich 42 Ruderkilometer zurück.
Durch Silvias exquisite Auswahl an Abendlokalen kamen wir immer in den Genuss eines leckeren Abendessens. Manche genossen die regionalen Spezialitäten (Fisch). Trotz manchmal zeitlicher Knappheit haben wir es noch immer rechtzeitig an den reservierten Tisch geschafft und uns über ein warmes Essen gefreut.

An zwei Abenden wurde unsere Truppe aufs Feinste von Teamkolleginnen bekocht: In Meppen gab es Linsen-Kartoffel-Daal von Anke und Verena, in Barßel versorgten uns Julia, Anna und Svanja mit den nötigen Proteinchen für den kommenden (Ruder-)Tag: Es gab Pellkartoffeln, Quark, Rührei und zwei tolle Salate.
Schon am zweiten Tag wurde unser Packsystem perfektioniert: Die bootsbezogenen Fresskisten waren ab sofort mit römischen Ziffern I, II und III versehen, sodass jedes Boot „seine“ Kiste mit Nervennahrung und Süßkram und eine weitere mit einem ernstzunehmenden Picknick an Bord hat. Nicht zu vergessen die bis zu 10 Brote, die in natürlich wasserdichten Säcken mitruderten!
Die Wasserversorgung bestritten wir aus eigenen Flaschen, um den Wahnsinn halb geleerter, herrenloser, „allgemeiner“ Flaschen zu verhindern – das gelang uns mühelos.
Johannes als Organisator und Fahrtenleiter hat abwechslungsreiche Übernachtungen in mal hochherrschaftlichen, mal einfachen, mal familiären, immer aber freundlichen Ruderclubs, Sportvereinen und Campingplätzen organisiert. So zelteten wir einmal direkt neben der Ponyweide, übernachteten in diversen Krafträumen, wichen vor schnarchenden Vereinskollegen in Umkleiden aus oder teilten uns einen Schlafsaal mit fast schon antik anmutenden „Gefängnisbetten“. Und diskutierten darüber, wie unser eigenes Vereinsheim im Vergleich zu sehen ist.
Und zu guter Letzt das Wetter:
Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter: Die Sonne war gnädig, sie schien munter, ohne zu verbrennen, und bescherte uns einen wunderbaren Sommer-Badenachmittag, während wir am Weserstrand auf die Rückkehr der Flut warteten.
Vor Leer allerdings öffnete sich nach einer enorm windigen Mittagspause an der Meyerwerft plötzlich der Himmel und überschüttete uns mit prasselndem, hagelähnlichem Regen; auch Ankes arktische Mütze konnte da wenig ausrichten. Ein Hafenarbeiter erbarmte sich und bat den Schleusenwärter, die klitschnasse, durchgefrorene Truppe, die an der Schleuse wartete, früher zu schleusen. 1000 Dank! Wir erreichten das erwähnenswert hübsche Vereinshaus in Leer frühzeitig und freuten uns übermäßig über die großzügige heiße Dusche.
… und ein Wochenende in Nordenham!
Unsere Wanderfahrt führte uns bis an unseren Zielort Nordenham an der Weser. Die letzten Kilometer bis dorthin waren recht abenteuerlich bis nervenaufreibend aufgrund des unruhigen Wassers mit ordentlichen Wellen! Man dachte zwar, wir sind ja rheinerprobt, aber die Dimensionen der Frachtschiffe und die Größe der Weser in Kombination mit der Lage des Rudervereins ließen einen doch erstmal staunen.
Besonders zugute kam uns der Campingplatz mit einladender Zeltwiese in Nachbarschaft zum Nordenhamer Ruderverein, auf dem wir von Freitag bis Montag nächtigten.
Der Zufall (die Tidenzeiten spielten wohl auch eine Rolle) wollte es so, dass am Wochenende unserer Ankunft in Nordenham samstags die jährliche Regatta um die Weser-Insel „Strohauser Plate“ von 27 km Länge veranstaltet wurde und sonntags eine legendäre Wanderfahrt aufs Watt stattfand, zu der wir eingeladen waren!
Die ursprünglichen Pläne zur Regattateilnahme mussten aufgrund einiger Krankheitsfälle reduziert werden, aber ein Boot konnte teilnehmen und erreichte bei deutlich ruhigerem Wasser als am Vortag den 7. Platz mit 2 Std. 23 min! Herzlichen Glückwunsch!
Um dieses einmalige Ruderrevier näher kennenzulernen und die besondere und entspannte Atmosphäre erleben zu können, hoffen wir noch auf eine Teilnahme im nächsten Jahr…

Am Sonntag, dem letzten Tag unserer Reise, wollte sich niemand das Highlight der Wattfahrt entgehen lassen. Um 7 Uhr morgens war der Treffpunkt am Ruderverein, damit die 8 Boote inkl. weiteren Gästen in Nordenham gemäß Zeitplan mit ablaufendem Wasser aufbrechen konnten. Wir folgten aufgeregt den Einheimischen an Bremerhaven vorbei raus aufs offene Wasser der Unterweser bis zum Suezpriel, dann entdeckten wir sie… unzählige Robben! Sie fühlten sich wohl irgendwann etwas bedrängt und flüchteten von ihrer Sandbank ins Wasser, wo nur noch ihre runden Köpfe mit großen Augen auszumachen waren. Ein Stück weiter nahmen wir dann für ca. eine Stunde die Sandbank ein, wir liefen „auf Grund“ und konnten aussteigen, bis die Flut sehr zügig die Sandbank wieder völlig verschwinden ließ und wir uns mit der Strömung auf den Rückweg machten. Das war wirklich ein abenteuerliches Erlebnis, das man so nicht alle Tage erleben kann!
Insgesamt haben wir 42 km zurückgelegt und waren ca. 5 Stunden unterwegs.
Vielen herzlichen Dank nochmal an den Nordenhamer Ruderklub für die Gastfreundschaft und die unvergesslichen Erlebnisse!
Schlusswort 🙂
So könnte man noch Seiten füllen mit Streckenbeschreibungen und Anekdoten! Es war ein wunderbarer einzigartiger Urlaub und trotz des bei 11 Reisetagen aufkommenden Lagerkollers waren wir als tolle Truppe aus dem Verein zusammen unterwegs! Vielen lieben Dank an alle für die tolle Zeit und das Zusammenspiel und natürlich an Johannes für die spitzenmäßige Gesamtorga!
Bericht: Verena Mildenberger und Anna Benke
Fotos: Anna
Fotos: Johannes
Fotos: Verena
Fotos: Julia
Fotos: Patrick
Fotos: Michael






































