Rudern auf dem Rhein


23. November 2023 / Josef

Altrheinarme bei Karlsruhe
Die Lage unseres Bootshauses bietet viele Möglichkeiten für sportliche, aber auch abenteuerliche Touren mit dem Boot. Mit diesem Beitrag möchte Michael Hagelstein für Fahrten auf dem Rhein werben, die allerdings nur mit sehr erfahrenen Obleuten durchgeführt werden dürfen:
Sollten die Trainingsrunden im Hafen einmal eintönig werden, dann bietet der Rhein Abwechslung. Einige schöne Ziele lassen sich schnell erreichen. Eine Ausfahrt muss nicht länger dauern als die typische Trainingsfahrt im Hafen. Mittels einer GPS-Uhr (hier von Suunto) können die Touren im Boot aufgezeichnet werden.
Vor dem Beschluss, auf den Rhein zu gehen, sind ein paar Dinge zu prüfen. Neben einer Mannschaft welche die Ruderkomandos kennt und zuverlässig umsetzen kann, ist ein rheinerfahrener Obmann/Obfrau oberstes Gebot. Wichtig ist außerdem die Kenntnis des aktuellen Rheinpegels. Blickt einfach auf die Webseite des Vereins in die Datenspalte am rechten Rand. Dort sind diese Informationen von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wsv.de zu finden. Auch die Hochwasserzentrale Baden-Württemberg eignet sich dafür gut. Dort wird der aktuelle Wert und auch Werte aus der Vergangenheit angezeigt. Wichtig ist es, den aktuellen Pegel zu kennen, da der Strom an vielen Stellen durch Buhnen eingefasst ist. Diese Dämme ragen bis zu 150 m in den Rhein hinein und dienen dazu, das Fahrwasser in der Mitte konstant tief und für die Berufsschifffahrt befahrbar zu halten, schränken aber die Wassertiefe für die Fahrt rheinaufwärts ein.
Für uns relevant ist der Pegel Maxau. Fällt er unter die Marke von 5,10 m, dann ist besondere Aufmerksamkeit gefordert. Dies wird auch angezeigt mit einer rot gekennzeichneten Stufe am Zugang zu unserem Steg. Ist sie zu sehen, dann ist der Pegel Maxau unter dem genannten Wert und auf der Fahrt rheinaufwärts sind die Buhnen zu beachten bzw. zu umfahren.
Der Verein erlaubt nicht, mit Rennbooten auf den Rhein zu gehen. Die Gigboote sind aber alle gut für die Fahrt auf den Rhein gerüstet. Erhöhte Sicherheit bieten die für einige Boote verfügbaren Bug- und Heckabdeckungen, die insbesondere auf der Rückfahrt in der Fahrrinne gute Dienste leisten.
Spannend wird es also, wenn die Fahrten auf den Rhein ausgedehnt werden. Idyllische Altrheinarme und ein recht furioser Rhein mit Strömungsgeschwindigkeiten von bis zu 9 km/h bieten Abwechslung. Direkt neben dem Industriegebiet des Hafens lassen sich wilde und naturnahe Gebiete bei Karlsruhe erkunden. Einen Eindruck vermittelt das Foto (Abbildung 1), aufgenommen im Altarm beim Damm.

Abbildung 1. Foto im Altarm des Rheins beim Damm

Altrheinarm mit Ziel Bellenkopf
Sehr gut erreichbar ist der Altarm stromauf mit dem Ziel Bellenkopf. An dieser Stelle fließt das Wasser aus dem Rhein mit viel Getöse in den Altarm. Die Stelle ist beliebt bei den Wildwasser-Paddlern von den Rheinbrüdern. Vom Verein und zurück sind es ca. 15 km und damit entspricht der zeitliche und auch der Kraftaufwand einer Trainingsfahrt im Hafen.

Abbildung 2. GPS-Track Bellenkopf

Dieser Altarm ist zu erreichen, indem wir ca. 2,5 km rheinaufwärts rudern (siehe Abbildung 2). Die Einfahrt ist rechtsrheinisch, kurz nachdem wir das Rheinstrandbad passiert haben. Der Altarm schlängelt sich parallel zum Rhein durch die Auen. Zu jeder Jahreszeit ist es ein Erlebnis, die Flora und Fauna zu betrachten. Achtgeben sollte man bei Wasserständen unter 4,5 m am Pegel Maxau. Dann ist der Ansatz der Buhne am Ufer vor der Einfahrt nicht mehr überspült. Bei noch niedrigeren Wasserständen können in der Einfahrt liegende Steine den Zugang versperren. Auch kommt es schon mal vor, dass beim letzten Sturm umgestürzter Baum im Altwasser liegt und die Weiterfahrt versperrt.
Auer Altrhein bis zum Damm
Beliebt ist auch die Tour zum Auer Altrhein (siehe Abbildung 3). Mit ca. 20 km Gesamtdistanz benötigt man etwas mehr Zeit für die Strecke. Die Einfahrt zum Altrhein befindet sich rechtsrheinisch beim Zollhaus und dem Fähranleger Neuburgweier. Zwischen Rhein und Altrhein befindet sich die Insel Bremengrund, die zu Fuß nur über diesen Damm erreichbar ist. Mit dem Boot überwunden werden kann er bei typischen Pegelständen nicht. Daher ist es der Wendepunkt der Tour und es geht zurück um eine kleine unbenannte Insel herum auf den Rhein.

Abbildung 3. GPS-Track Auer Altrhein bis zum Damm. Die Ausfahrt fand bei einem Pegel von 4,50 m statt. Die Buhnen wurden umfahren.

Zurück in den Rheinhafen auf dem Rhein
Auch die Rückfahrt auf dem Rhein erfordert eure ganze Aufmerksamkeit. Am besten bleibt man in der durch die Fahrwassertonnen bezeichneten Fahrrinne und gibt Acht auf die dort sich ebenfalls tummelnden Frachtschiffe. Manche Tonne hat eine zylindrische Spitze die das Ende von in den Rhein hineinragenden Buhnen kennzeichnet.
Mit einer Rast lassen sich große Strecken ohne einen Ruderschlag überwinden. Zudem kann man in das Boot hineinhorchen und so das Rauschen der Kiesel auf dem Grund des Flusses vernehmen.
Viele meiner Kenntnisse habe ich Gottfried Günther zu verdanken, unserem Ruderlehrer und Wanderfahrer. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst seinen neunzigsten Geburtstag auf dem Wasser zu feiern. Die Touren auf dem Rhein erinnern mich an unsere gemeinsam verbrachte Zeit.

Abbildung 4. Eine Pause auf dem Rhein bei Kilometer 360.

Was geht noch so?
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer lohnenswerter Ausflugsziele. Auch die Lautermündung am linksrheinischen Ufer ist nah und leicht zu erreichen. Rheinabwärts rudern und den Hafen von Maxau oder Maximiliansau erkunden ist ebenso mit einer kurzen Tour machbar. Der Hafen Maxau war der erste Standpunkt des Bootshauses unseres Rheinklubs nach der Gründung im Jahr 1901. Ihr bewegt euch in diesem Fall auf historischen Pfaden.
Ziel einer Tagestour ist häufig Rastatt mit einer Mittagspause beim RCR am Goldkanal. Dafür sind hin und zurück gut 38 km zu bewältigen.
Mich würde eine Tagesfahrt in den alten Hafen von Leopoldshafen reizen. Nur die lange Rückfahrt gegen den Strom schreckt mich ab.
Vielleicht klappt es mit eurer Unterstützung bei einem Pegel über 5 m?

Bericht/Bilder: Michael Hagelstein