Viel Sonne und viel Wasser – Wanderfahrt auf Rhin und Havel


20. Juli 2023 / Daniel

Bereits am Freitagnachmittag starteten wir mit 4 Frauen, 5 Männern und zwei Ruderbooten Richtung Norden, legten beim idyllisch an der Fulda gelegenen Kasseler Ruderverein einen Übernachtungsstopp ein, und erreichten am folgenden Tag unseren Startpunkt Lindow in Brandenburg. Ziel der Fahrt war Havelberg, in sechs Tagen wollten wir die Strecke bewältigen (256km wurden es am Ende).

Mit dem Kuckuck Tag und Nacht als ständigem Begleiter stachen wir nach einer unerwartet frischen Frühsommernacht von Lindow aus in „See“. Bei der Überquerung des Gudelacksees Richtung Westen war uns der Wind sehr gewogen, so dass wir in kurzer Zeit den Rhin erreichten. Ja, dies ist ein deutscher Fluss in Brandenburg und hat nichts mit dem französischen „Le Rhin“ zu tun. Zwischen bewaldeten, Schatten spendenden Ufern schlängelte sich der kleine Fluss durch unberührt anmutende Landschaften dahin. Der 1. Tag führte uns weiter über die Seenkette Zermützel-, Tetzen-, Molchowsee vorbei an den von zahlreichen Datschas gesäumten Ufern in die Gegend von Neuruppin, bevor wir nach der Schleuse in Alt-Friesack am Campingplatz unser erstes Nachtquartier bezogen.

Vom Esel geweckt mussten wir uns bei der längsten Tagesetappe an Tag 2 nach dem Schleusentermin mittags in Pinnow richten. Früh am Morgen aufgebrochen, legten wir über Bützsee und Bützrhin vorbei an Schilf gesäumten Ufern etliche Tageskilometer zurück, um dort die ersehnte Mittagspause genießen zu können. An der Mündung in die Havel verließen wir den Rhin. Am Abend merkte jeder die ungewohnte Anstrengung der 48 km und war froh, statt selbst kochen in Heiligensee den gastronomischen Service eines Restaurants mit „süddeutscher Küche von Spätzle bis zu Kutterscholle Finkenwerder“ genießen zu können.

Vom Ruderverein RVP Saffonia starteten wir an Tag 3 mit schmerzenden Händen auf zunehmend härteren Rollsitzen Richtung Berlin Spandau. Statt Schleuse nutzten wir hier eine „Schleppe“, um die Boote umzusetzen, was uns die einzige Schleuse des Tages recht schnell überwinden ließ. Trotz der erstaunlich grünen Ufer der Berliner Randbezirke merkte man doch die Nähe zur Großstadt. Neben der Berufsschifffahrt begegneten uns zunehmend mehr Hausboote – langsam vor sich hin tuckernde schwimmende Bungalows. Mit Vier PersonenStärken Ruderkraft konnten wir sie locker abhängen und den gelangweilt auf den Hausboot-Terrassen sitzenden Passagieren so eine fröhliche Abwechslung bieten. Die Seenlandschaft führte uns unter der Glienicker Brücke hindurch ins Zentrum von Potsdam, wo wir einen Stopp an einer Eisdiele einlegten. Nach mehreren Tagen in der Idylle der Natur waren Verkehr, Lärm und Menschenmenge dort schon fast eine Überforderung. Bevor wir auf dem Gelände des Rudervereins Werder unsere Zelte aufschlugen, überquerten wir nur noch den Templiner See.

In täglich wechselnden Mannschaften folgten wir an Tag 4 zu lautem Gesang des Schilfrohrsängers immer dem Lauf der Havel, bevor wir über Ketzin und den Trebelsee bei zunehmend sommerlich-heißem Wetter schwitzend die Stadt Brandenburg erreichten. Bis zum dortigen Ruderverein umrundeten wir die Stadt zunächst in langer Schleife und konnten diesmal im eigenen Gästebungalow nächtigten. Die überaus großen, modernen und gut ausgestatteten Räumlichkeiten des Vereins boten uns die Gelegenheit, dort gemeinsam ein leckeres Abendessen zu kochen.

Mit gewissen Erschöpfungssymptomen starteten wir an Tag 5 in Richtung Rathenow.  Nach Überquerung der Seen vor Plaue am Morgen veränderte sich die Landschaft zunehmend in offenere Feuchtgebiete mit weniger Wald. Am Ufer gab es immer wieder Picknickplätze, deren Schatten wir in der Mittagshitze dankbar zu schätzen wussten. Kurz vor dem Ziel stach die architektonisch herausragende Fußgängerbrücke der Stadt Rathenow ins Auge. Wir wurden sehr freundlich am Ruderverein empfangen und konnten wahlweise im Zelt oder im Ruderverein das Nachtquartier beziehen. Nachdem unser Hunger in der Stadt gestillt war, wollten wir doch diese besondere Fußgängerbrücke noch überqueren. Der Zugang stellte sich als so kompliziert heraus, dass wir letztlich nur zu viert noch über eine Absperrung kletterten, um dann die Aussicht und die Brückenkonstruktion genießen und den anderen in der Ferne zuwinken zu können.

Der 6. Tag war sehr heiß und uns steckte die Woche Rudern in den Knochen. In vielen Schleifen brachte uns die Havel bis kurz vor der Mündung in die Elbe in den Ort Havelberg, dessen Erhebung in der Weite des flachen Naturschutzgebietes weithin als Ziel sichtbar war. Nach einem erfrischenden Bad beluden wir die Bootsanhänger und ließen den Tag bei einem leckeren Abschiedsessen in einem griechischen Restaurant ausklingen. Die restlichen Sachen waren am folgenden Morgen schnell gepackt, so dass wir früh die lange Heimreise antreten konnten und fast ohne Verkehrsprobleme wie geplant am Samstagabend unseren Ruderverein im Rheinhafen erreichten.

Bericht: Claudia Ecker

Bilder: Frederic Arnolin

 

Bilder: Michael Hagelstein

Bilder: Johannes Eckstein

Bilder: Claudia Ecker

Bilder: Patrick Störner

Bilder: Alexandra Baltes